Was ist eine Jumbo-Fahrt?

Tja, vor ein paar Tagen wusste ich noch, was das war, aber jetzt!?

Seit ca. 20 Jahren fahre ich nun schon Gespann und war natürlich schon auf vielen Jumbos. Maria Veen in Reken, Stü – Run von Soltau, Arolsen von den GF-Kassel-Korbach, MA-Run in Venlo, Heidenoldendorf von Ellen Stein, Peer in Belgien usw. usw..
Auch das Ausrichten einer Jumbo ist mir durch die Gespannfreunde-Hellweg sehr gut bekannt und hat mir immer sehr viel Spaß gemacht, doch seit dem 26. Mai 2001 bin ich mir nicht mehr so sicher was eine Jumbo ist.
Ein Stammtischkollege hatte mir eine Einladung von einer Jumbo-Fahrt in Lichtenau gegeben. Aus Zeitmangel fuhr ich also Freitag-Abend in Richtung Lichtenau und quartierte mich für die Nacht bei einem Bekannten in der Nähe ein, um am nächsten Tag zum ersten mal an dieser Jumbo teilzunehmen.
Am nächsten Morgen fuhr ich also nach Lichtenau und suchte das Reha-Zentrum. Da ich nicht der Einzige war, hängte ich mich einfach an eine vorbeifahrende Gruppe Gespanne. Dort angekommen, reihte ich mich auf dem Parkplatz ein und ging nach vorne, um mich dort einzuschreiben. An dem Tisch angekommen fragte mich ein junger Mann "Gespannß" und ich antwortet mit "Ja!". "25 DM" sagte er nun und ich fragte: "Wofür?". Die junge Dame neben ihm sagte zu mir: "Für das Mittagessen!". Darauf antwortete ich: "Ich habe mein eigenes Essen mit, wie viel kostet es dann?" (wegen einem Herzhinterwand-Infarkt darf ich nicht mehr alles essen). Nun trat von hinten ein kleiner dicker Herr an den Tisch und fauchte mich an: "Dies ist eine Veranstaltung, die kostet 25 DM und es ist jedem freigestellt, daran teilzunehmen oder nicht!".
Total erschrocken über so viel Feindseligkeit hob ich meine Arme, als wenn jemand mit einer Waffe auf mich gezielt hätte und sagte: "Dann lieber nicht.", drehte mich um und ging zu meinem Gespann zurück.
Auf dem Weg dorthin traf ich die GF-Kassel-Korbach, erzählte ihnen von meinem Erlebnis und erfuhr dass die ausrichtende IG Schulden hat und auf die Einnahmen angewiesen ist. Jetzt wurde mir klar, warum diese Feindseligkeit: ich hatte in eine offene Wunde gestoßen, ohne es zu wissen. Vor mir hatten sich wohl schon einige andere über die unbegründete Teilnahmesumme beschwert und egal wo ich mich hinstellte, hörte ich nur unzufriedene und ablehnende Worte hierüber.
In der Einladung wurde nicht erwähnt, dass wir Gespannfahrer unter dem "Decknamen" einer Jumbo zur Kasse gebeten werden. Als ich nun bei meinem Moped stand, kamen zwei Herren der IG auf mich zu und einer sagte zu mir: "Runter!". Ich antwortete: "In der Einfahrt ist zu wenig Platz, dort komme ich nicht durch". Darauf sagte er "Wir machen dort Platz, Runter". Nun stieg ich auf mein Moped und trat meinen 200 Km langen Rückweg an und dachte so bei mir: Der Tod hat auch eine gute Seite, er bewahrt manche Menschen vor sehr schmerzhaften Erlebnissen oder war das, was sich hier abspielte, wohl im Sinne des Gründers Kurt Schirakowski?  

Tja, was ist also eine Jumbo? Ich weiß es nicht mehr!

Früher war es ganz einfach: man nahm die Kosten und Mühen von 400 Km oder mehr auf sich, um Menschen, die gesundheitlich noch schlimmer betroffen sind als ich, einen Tag lang im Beiwagen spazieren zu fahren, um Ihnen eine Freude zu machen.
Und heute? Die bekannten Jumbos werde ich weiterhin besuchen und unterstützen, aber unbekannte Jumbos und die in Lichtenau werde ich nie wieder besuchen.
Da der Name Jumbo-Run und auch die Gemeinnützigkeit eines e.V. keine Garantien für eine abzockerfreie Jumbo bieten, ist es schwer zu entscheiden, wo man hinfahren kann, ohne auf Raubritter und Wegelagerer zu treffen.
Trotz alledem wünsche ich euch allen eine unfallfreie Saison und viel Spaß beim Gespannfahren.  

Mit freundlichen Grüßen

Eugen Michel