Abzocke beim Führerschein

In den vergangenen Jahren erlebten wir einen Motorradboom, der durch die große Zahl von Wiedereinsteigern verursacht wurde. Diese Wiedereinsteiger im Alter über 30 Jahren saßen in jungen Jahren bereits für kurze Zeit auf dem Motorrad. Dies war jedoch in der Geschichte einmalig und wird sich zukünftig nicht wiederholen lassen, da der Einser früher "nebenher" für'n Appel und nen Ei erworben werden konnte. Ebenfalls gab's noch mal einen kleinen Schub durch die 125er Seniorenregelung. Manch einer hat danach den Einser "als vermögender Gruftie" nachgemacht.

Heute sehen die Gesetze und Verordnungen vor, dass nach dem eigentlichen Beherrschen der Maschine noch eine erkleckliche Anzahl von Pflichtstunden zu leisten ist. Hiergegen ist nichts einzuwenden, da hierdurch die notwendige Sicherheit im Straßenverkehr erhöht wird.

Wie aber sieht's mit den begeisterten Motorrad Kiddys aus? Mit 15 den Mofa Führerschein für rd. 80 Euro. Mit 16 den 125er Schein für rd. 900 Euro. Mit 18 den Autoführerschein (nochmal 1.000 Euro) und die Konkursanmeldung nach dem Erwerb des ersten Autos (in der Masse wird das Auto für Schlechtwetterfahrten dem Motorrad vorgezogen.). Obwohl der 18 jährige zwei Jahre Fahrpraxis hat und in der Regel besser fährt als ein Führerscheinneuling nach den Motorradpflichtstunden oder ein Wiedereinsteiger nach zehnjähriger Pause, wird ihm lediglich ein Bruchteil der Pflichtstunden erlassen. Der Jugendlich darf dann erneut rd. 1.000 Euro in die Motorradausbildung (was lernt er/sie nach zwei Jahren Praxis?) stecken, um weitere zwei Jahre 34 PS Maschinen zu fahren. Einen Vorteil hat er durch den Wegfall der Probezeit ab 18 für Autofahrer, die bei Verkehrsverstößen mit dem Auto ansonsten zur Nachschulung zwingt. Dies absurd zu nennen, ist noch wohlwollend. 

Ähnlich verhält es sich mit der Stichtagsregelung für die Seniorenklasse. Deutschland ist wieder einmal an der bürokratischen Spitze. Es gibt nichts, was wir nicht verkomplizieren oder reglementieren können. Wer heute den Führerschein macht, ist auf Grund der jetzigen Verkehrsdichte viel mehr Verkehr gewohnt als diejenigen, die von der Seniorenregelung profitieren. An Stelle einer Stichtagsregelung bietet sich vielmehr eine grundsätzliche Beschränkung in der PS/kw Zahl an - für alle!

In beiden Fällen sollte pragmatisch reglementiert werden. Es ist der Sicherheit absolut nicht zuträglich, wenn jetzt jeder ohne Einweisung/ Erfahrung eine Hayabusa fahren darf. Aus diesem Grunde sollte auch nicht die grundsätzliche Umschreibung von Führerscheinen erfolgen. Aber die Lobby der Fahrlehrer (das sind in der Regel die Leute, die sich auf Staatskosten mit vollem Gehalt bei der Bundeswehr haben ausbilden lassen) muss doch in der Lage sein zu erkennen, ob jemand sicher ein Fahrzeug beherrscht oder nicht. Ähnlich einer Wiedereingliederung derer, die ihren Führerschein z.B. durch Trunkenheit etc. verloren haben, kann eine "verlängerte" Prüfung beim "großen" Motorradführerschein oder eine globale PS/kw begrenzte Zulassung beim 125er Schein für Autofahrer erfolgen, ohne auch nur auf einen kleinen Teil Sicherheit zu verzichten.

 

Da in der deutschen Politik jedoch nichts erfolgt, ohne dass sich jemand um eine große "Anhängerschaft" bemüht, bitte ich alle LeserInnen, einen Aufruf zu starten. Schreibt einen Brief an den Bundesverkehrsminister mit dem Hinweis auf diese Publikation. Bittet Ihn (oder demnächst vielleicht auch eine Sie) diesen Aufruf an die für Euren Wahlbezirk zuständigen Bundestagsabgeordneten weiterzuleiten und Euch die Weiterleitung namentlich zu bestätigen. Sprecht anschließend (parteiunabhängig) Eure Bundestagsabgeordneten an und verlangt eine eindeutige Position von ihnen. Vielleicht kann dann etwas erreicht werden.

Diskussionen zu diesem Text können einmal im Forum der Gespannfahrer oder aber per Mail mit mir geführt werden: kdpoppe@web.de.