Vom 02. bis 04. Juli 2004 waren wir in Eindhout/ Lakdaal (Belgien) zur 19. Zonne Run. Das Wetter spielte zwar nicht so toll mit, dennoch wird es ein unvergessliches Erlebnis bleiben. Mit sechs Gespannen nahmen wir von unserem Club an dieser Jumbo teil - und die 20. Zonne Run im nächsten Jahr ist schon vorgemerkt. (Weiter im Text nach den Bildern!!)
Am Abend der Anreise | |||
Ab jetzt beginnt die Zonne Run | |||
und am Tag der Abreise | |||
Für mich (KD) war es die erste Jumbo außerhalb von Deutschland. Ich hatte ja schon gehört, wie die Kollegen von anderen ausländischen Jumbos (z.B. MA Run in Venlo) geschwärmt haben, jedoch vom Ergebnis bin ich überwältigt. Zuächst weiß ich gar nicht, womit ich anfangen soll. Also gut - Freitag Abend nach rd. 350 km Ankunft in Eindhout. Mit dem Navigationsgerät haben wir auch die letzten Meter zum Einschreibungslokal gefunden. Anschließend sind wir zum Zeltplatz gefahren. Nach dem Aufbau der Zelte (nächstes Jahr schlafen wir in der angebotenen Turnhalle) sind wir wieder in das Lokal gegangen. Nach wenigen Minuten und den ersten Getränken kam die Bedienung mit einem sehr großen Tablett bis zum Rand gefüllt mit belegten Toastsandwiches. An diesem Abend kam sie noch zwei Mal - schließlich sollten wir nicht verhungern. Ach so - die Mahlzeit gab's natürlich zum Nulltarif. Am nächsten Morgen ging's zum Frühstück erst mal wieder in das Lokal. Nach der Einschreibung gab's Frühstück. Alle Gespannfahrer hatten alle Mahlzeiten sowie die Übernachtung auf dem Zeltplatz bzw. in der Turnhalle kostenfrei. Für Beifahrer war ein einmaliger Betrag von 6,50 Euro fällig. Nach dem Frühstück wurden die Behinderten auf die Fahrzeuge verteilt. Ich weiß leider noch nicht, wie viele Gespanne teilnahmen, aber der Menschenauflauf war so enorm, dass die Veranstalter vorher bereits die Hauptstraße abgesperrt und die Straße zum Bürgersteig ebenfalls gesperrt hatte. Begleitet wurden wir von mehreren Streifenwagen, mehreren Polizisten auf Krädern, Rote Kreuz-Fahrzeugen, einem "Werkstattwagen" als vorausfahrendem Fahrzeug und weiteren Fahrzeugen für die Rollstühle etc. In den einzelnen Orten, durch die wir fuhren, regelten "Orts"-Polizisten ohne Fahrzeug den Verkehr ab. Zusätzlich habe ich über 35 Solofahrzeuge zum Absperren der Straßen gezählt. Kurz nach halb zehn ging's los. Zuerst fuhren wir durch das ganze Dorf. Überall standen viele Anwohner und winkten freudig. Bis ca. 16.00 Uhr fuhren wir in mehreren Etappen knapp über 100 Kilometer. Vormittags bekamen wir Erfrischungsgetränke, mittags erhielten wir Salat, Suppe, Püree und Geschnetzeltes sowie Eis, nachmittags wurden wir mit Live Musik überrascht. Unterwegs wurden drei "Zwangsstopps" eingelegt, bei denen die Behinderten mit kleinen Aufmerksamkeiten beschenkt wurden. Mindestens ebenso beeindruckend wie die Einstellung der Belgier gegenüber Behinderten war das Verhalten der Verkehrsteilnehmer. Der Gegenverkehr wurde ebenfalls gestoppt. Weder vor einer grünen Ampel wartende Autofahrer noch die im Gegenverkehr gestoppten Verkehrsteilnehmer drängelten oder äußerten in sonstiger Weise ihren Unmut. Ganz anders habe ich das schon bei Jumbos in Deutschland festgestellt. Da können sich sicherlich einige eine Scheibe von abschneiden. Immerhin dauert es bei mindestens 150 Fahrzeugen schon etwas länger als zehn Minuten und unter den Wartenden befanden sich auch Linienbusse, Fahrschulen und Taxen - von stressgeplagten LKW Fahrern oder Kurierdiensten ganz zu schweigen. Die Fahrt endete wieder in Eindhout und ist mit dem Zieleinlauf der Tour de France zu vergleichen. Begeisterte Menschenmassen und eine Musikkapelle erwarteten die Teilnehmer. Dankbarkeit leuchtete in den Augen der Familienangehörigen. Für die Gäste gab's jetzt noch eine Abendration.
Nach einer Möglichkeit, sich frisch zu machen - leider spielte das Wetter nicht den ganzen Tag mit, begann um 20.30 h ein großes Fest mit Tombola. Als wir nach ein Uhr den Festsaal verließen, hatten wir den Eindruck, die Ersten zu sein, die gehen. Super Musik und fantastische Stimmung ließen die Zeit im Flug vergehen. Nach der folgenden kurzen Nacht suchten wir auf der Rückfahrt dann nach einem Bistro o.ä. um noch kurz zu frühstücken. Auf dem Rückweg hatten wir dann den Wettergott auf unserer Seite, so dass wir ohne Regenschauer nach Hause kamen.
Das Treffen hat bleibende Eindrücke hinterlassen - erst recht in Bezug auf die Mentalität der Deutschen. Da hört und liest man von Auflagen, dass Jumbo Run Teilnehmer im Abstand von einer Minute fahren müssen, da erlebt man regelmäßig drängelnde Autofahrer; Motorradclubs, die Jumbos ausrichten, müssen zusehen, dass sie nicht auf einem Schuldenberg sitzen bleiben, so dass Einschreibgebühren unerlässlich sind. Behinderte haben halt in Deutschland nicht so eine Lobby.
Aber ich will nicht ins Negative verfallen. Schließlich merkte ein Clubkollege auf der Rückfahrt zu Recht an, dass es nicht feststellbar ist, wer glücklicher gewesen sei - die Behinderten oder die Gespannfahrer.
KD